Kaum angekündigt, eine richtige Bank zu werden, gehen die Trade Republic Probleme los. Ist das nur ein kurzer Schluckauf oder ein böses Omen?
Vor einigen Wochen erst kam die große, wenn auch wenig überraschende Nachricht: Trade Republic wird zu einer richtigen Bank. Nicht mehr nur Neo Broker, sondern ab sofort das volle Programm.
Nach der Einführung einer eigenen Debit Card, war der Schritt irgendwie naheliegend.
Doch drängt sich jetzt allerdings die Frage auf, ob sich Trade Republic dabei möglicherweise übernommen hat. Denn momentan häufen sich die Probleme Themen, die es vorher so nicht gab.
Fehlende Dividenden, nicht gebuchte Umsätze
Mitte Juni beschwerten sich reihenweise Nutzer, dass ihnen die Dividende einzelner Aktien nicht wie gewohnt am Zahltag direkt gebucht wurde.
Auch bei mir selbst waren einige Dividenzahlungen nicht sofort auf dem Konto. Erst einige Tage später kamen dann nachts Notifications: „Du hast an einer Kapitalmaßnahme teilgenommen.“
Begründet werden bei Trade Republic Probleme mit einer Systemumstellung, die nun längst behoben sei. Außerdem sei das ja der Normalfall bei vielen klassischen Banken. Also alles halb so schlimm.
Schwerer wiegt da das Problem, dass sich Kunden auch über nicht ausgeführte Order oder sogar nicht verbuchte Verkäufe beschweren.
Auch hierfür ist angeblich die gleiche Systemumstellung verantwortlich. In jedem Fall interessiert sich jetzt aber auch die BaFin für das Thema.
Kundenservice ade?
Wäre das nicht schon alles ärgerlich genug, tut aber auch der schlechte Kundenservice sein Übriges. Zahlreiche Kunden berichten, nach den beschriebenen Problemen nicht einmal Antworten auf ihre Fragen und Beschwerden erhalten zu habe.
Das könnte damit zusammen hängen, dass Trade Republic den eigenen Service einfach mal kurzerhand beerdigt und die eigene Tochtergesellschaft geschlossen hat, wie z. B. die Wirtschaftswoche berichtet.
Trade Republic ist offenbar der Überzeugung, dass der Kundendienst in externen Call und Service Centern besser aufgehoben sei. Man liest von 50 der insgesamt über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt gehen mussten.
Trade Republic Probleme: Anfang vom Ende?
Ob diese Idee aufgeht, bleibt abzuwarten. Über die wahren Ursachen kann man nur mutmaßen.
Klar ist aber: Will Trade Republic das äußerst attraktive Angebot von einer >3%igen Verzinsung und 1% Cashback auf Kartenzahlungen, kostenlose Depot- und Kontoführung und nur 1€ Order-Pauschale aufrechterhalten, wird das Unternehmen die Kosten überschaubar halten müssen.
Keine andere Bank – nicht einmal die „Neobank“ N26 – kann mit dem Angebot von Trade Republic mithalten. Das muss aber auch finanziert werden.
Erst 2022 hat sich Trade Republic weitere Millionen Investorenkapital gesichert und die Bewertung damit auf rund 5 Milliarden Euro hochgeschraubt. Und das obwohl die Jahresergebnisse finanziell bislang eher mau waren: 2023 hat das Fintech erstmalig überhaupt schwarze Zahlen geschrieben.
Das mag in Wachstumsphasen okay sein und weitere Verluste dürften vermutlich auch in Zukunft geplant sein. Und dennoch möchten bestimmt auch die Trade Republic Investoren irgendwann einen Return-on-investment sehen.
Hier frühzeitig auf gute Kostenstrukturen zu schauen, dürfte also wichtig sein.
Die Frage bleibt allerdings, ob Trade Republic an der richtigen Stellschraube dreht. Besonders dann, wenn das Unternehmen als Bank jetzt in neue Kundengruppen vordringt, dürfte guter Service wichtiger denn je sein. Geld ist und bleibt ein sensibles Thema. Das Gefühl, dass „da etwas nicht rund läuft“ sollte man nicht zu sehr verankern.
Denn trotz aller Benefits, ist das Leistungsangebot von Trade Republic austauschbar.
- Broker mit extrem niedrigen Gebühren gibt es immer mehr; Selbst etablierte Banken schrauben hieran und bieten auch Bestandskunden bessere Konditionen.
- Tagesgeldkonten mit ordentlichen Zinssätzen gibt es reichlich in Europa.
- Das Debitcard-Cashback ist sicherlich üppig, aber auch auf 15€ pro Monat begrenzt.
Trade Republic sollte also zusehen, dass die Abrechnungsprobleme einmalig waren. Ob der Service über externe Dienstleister besser wird (aus Kundensicht, wohlgemerkt), bleibt abzuwarten. Ehrlicherweise kann der Broker hier eh nur besser werden.
Schwierig wird es, sollte Trade Republic Probleme nicht in den Griff bekommen, keinen guten Kundenservice bieten und am Ende vielleicht sogar Vorteile aus Kostengründen zusammenstreichen. Dann dürfte der ein oder andere Kunde dem Unternehmen den Rücken kehren.